Was wir gestern so nicht erwähnt hatten, war unser Plan, Todra und Dades Schlucht an einem Tag zu durchfahren. Hört sich jetzt nicht wirklich verwegen an. Immerhin liegen die Schluchten an der gleichen Nationalstraße. Dazu müssten wir aber in die Todra Schlucht fahren, dort wenden, zurück durch die Todra Schlucht und dann zur Dades Schlucht fahren.
Es gibt aber eine Abkürzung. Eine Abkürzung ohne Straße, dafür auf einer mehr oder weniger vorhandenen Piste. Die Abkürzung ist 76km lang, wovon rund 45km über Piste gehen. Die Route führt über einen immerhin 2.647m hohen Pass durch eine karge, aber atemberaubend schöne Bergwelt.
Beginnen werden wir mit der Todra Schlucht. Im Gegensatz zur Dades Schlucht können Reisebusse bis vor die Schlucht fahren, was dazu führt, dass nicht nur Touristen, sondern auch eine erkleckliche Anzahl von Verkäufern vor Ort sind.
Start war in Zaouia-Sidi-Abdellal.
Kurz danach war die Gorges Todra erreicht und auch sehr schnell durchfahren. Irgendwie hatten wir uns das länger bzw. größer vorgestellt. Immerhin passte die Höhe, mit über 300m hohen Schluchtwänden.
Die Wände werden übrigens auch von Sportlern geschätzt.
Den hinteren Teil der Schlucht hatten wir dann wieder für uns.
Na ja, mehr oder weniger…
Der kleine Ziegenbock in der Mitte wollte es übrigens auf eine kleine Zwinkerprobe ankommen lassen. Er war am Schluss aber der, der zuerst zwinkerte bzw. auswich.
Tamtattouchte kam in Sicht…
…und damit auch unser „Waypoint“ HTMX06. Wir fuhren ab jetzt nämlich nach einem Track aus unserem „Offroad Atlas Marokko“. Die Erläuterung dieses Waypoints hieß: Tamtattouchte, Abzweig links, Piste weiter. Et voilá…
Ein weiterer Waypoint kam in Sicht „Auberge“, Piste wird schmaler.
Für uns Anlass, eine kleine Pause einzulegen.
Der Wirt ließ uns einen Blick in den deutschsprachigen Teil seines Gästebuches werfen und klagte uns sein Leid, dass fast alle Offroadfahrer bei ihm vorbeifahren würden. Nachdem wir noch eine Vorführung seiner selbstgebauten Instrumenten (aus leeren Dosen, Fahrradseilen und Angelleinen) erhalten hatten, brachen wir auf, nicht ohne einen letzten Blick von oben auf die Auberge geworfen zu haben.
Nach einem steilen Anstieg öffnete sich eine fantastische Landschaft.
Die Waypoints 9 bis 11 lauteten: „9 Piste wird schmaler, Schwierigkeitsgrad 2 bis 3“ (Schwierigkeitsgrade 1 Anfänger, bis 5 nur sehr erfahrene Fahrer, die ihr Fahrzeug absolut beherrschen, Fahrfehler können zum Totalverlust führen), „10 Piste ist abgerutscht, führt im Oued weiter“, „11 Piste ist mehrfach abgerutscht, Verlauf im Oued“.
Das können wir bestätigen.
Die Bewohner dieses Gebietes (es sind nicht viele) sind Nomaden.
Gleichzeitig kamen wir immer höher, Schneereste waren der Anzeiger.
Die Landschaft blieb irre.
Waypoint 14 „Passhöhe 2647m“
30km Piste lagen hinter uns, knapp 24km noch vor uns. Zeit für eine kleine Pause.
Unser Terock hat mittlerweile artgerechtes Make up (Staub und Dreck) aufgelegt. Weiter ging es durch Berge. Hatten wir schon gesagt atemberaubend?
Dann war Schluss mit Offroad…
…nach ca. 3,5 Stunden für 45km.
Wir hatten den Oued Dades erreicht, der hier ein klein wenig die Mosel imitiert.
Der Dades hat sich, wie der Oued Todra, tief in die Landschaft „gefressen“. Hier kann man es aber auch eine zeitlang von Oben betrachten.
Wie gesagt, eine Zeit lang. Es ging nämlich hinab in die Schlucht.
Auch mal wieder nach oben, dann aber wieder hinab.
Den Rest hatten wir gestern schon, denn von Boulmane de Dades sind wir wieder nach Tinghir gefahren und haben unser Wohnzimmer am selben Platz aufgeschlagen. Das Pärchen aus Hagen (dem Geburtsort unseres Terock), das gestern bereits in unserer Nachbarschaft stand, war auch wieder da, nach der selben Tour wie wir sie gefahren waren. Anlass, einen ausgiebigen Plausch über die 45km Offroad von heute zu halten und ein Landebier zu genießen.
Hallo Ihr zwei wagemutigen !! ..krasse Eindrücke und Respekt vor Eurer unbekümmerten Art auf Einschätzungen und Bewertungen von Straßenverläufen einzugehen..Danke für die tollen Bilder und die amüsanten Beschreibungen ..noch viel Spaß gr rob
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